







Heuriger oder Buschenschank
Gar nicht so einfach, sich in der Terminologie österreichischer Gastronomie auszukennen. Das haben wir auf unseren Reisen in die Weinregionen Niederösterreichs, im Burgenland und in der Steiermark in den letzten Jahren erfahren. Gut, die Bezeichnung „Heuriger“ war uns geläufig. Ich verband damit die Vorstellung, dass es sich um ein Wein Restaurant in Wien und im Wiener Umland handelt. Den Begriff „Buschenschank“ hörte ich bei unserem Besuch an der Südsteirischen Weinstraße vor einigen Jahren zum ersten Mal. Was genau der Unterschied zwischen beiden Gastwirtschaften ist, das musste ich erst recherchieren.
Woher kommt der Weinausschank an Fremde?
Die Gepflogenheit, Wein an Fremde auszuschenken, geht wahrscheinlich schon auf die Franken und Bayern unter Karl dem Großen zurück. Seit dem Mittelalter hatte jeder österreichische Winzer das Recht, seinen Wein an Fremde auszuschenken. Man sprach von Schankgerechtigkeit.

Weinausschank im Buschenschank
Wie das aber oft so ist, trugen Neid und Missgunst dazu bei, dass sich dies änderte. Graf Görz beharrte darauf, dass in seiner Grafschaft nur sein eigener Wein ausgeschenkt werden sollte. Das passte einigen Weinbauern dieser Region nicht und der Streit endete vor Kaiser Franz Josef II. Dieser erließ 1784 eine Zirkularverordnung, die es jedem Weinbauern erlaubte, seine eigenen landwirtschaftlichen Erzeugnisse und Weine an Fremde auszuschenken.

Kalte Platten und hauseigener Wein im Buschenschank
Der Buschenschank unterlag ab sofort gewissen Regeln. Diese wurden in den folgenden Jahrzehnten mehrfach geändert, bis 1883 der Ausschank meldepflichtig wurde. Geregelt sind die Rechte der Buschenschanken bis heute: es dürfen nur eigene Weine und eigene Produkte verkauft werden. D.h. was dort auf den Tisch kommt, stammt aus den Weinbergen des Besitzers des Buschenschanks, ebenso wie die Wurst- und Fleischsorten, die auf appetitlich angerichteten Platten den Gästen serviert werden. Die Buschenschanken haben nicht ganzjährig geöffnet, sondern „stecken aus“. Das bedeutet, sie hängen einen Buschen – einen Zweig – vor die Tür, der anzeigt, dass er geöffnet hat.

Im Buschenschank wird Selbstgeräuchertes serviert
Heurige gibt’s in der weiteren Region um Wien
Etwas weiter als ich dachte wird der Begriff des Heurigen verwendet. Uns sind Heurigen in Niederösterreich, im Burgenland und in der Steiermark begegnet. Dabei handelt es sich – ganz wörtlich genommen – um Gastwirtschaften, in denen der Sturm, der junge Wein oder der „Heurige“ ausgeschenkt wird. Anders als die Buschenschanken ist der Begriff des Heurigen als Gastwirtschaft nicht geschützt. Jedes Weinlokal darf sich als Heuriger bezeichnen. Ob sie nur saisonal oder ganzjährig geöffnet haben, liegt in ihrer freien Entscheidung.

Alte Weinpresse beim Thermenheurigen Loipersdorf
Ein Unterschied besteht im Angebot der Speisen: im Heurigen können im Gegensatz zum Buschenschank warme Speisen serviert werden. In Letzterem gibt’s nur kalte Platten. Das könnt Ihr gut in Petars Video über den Thermenheurigen in Loipersdorf in der Steiermark sehen. Brot mit Brotaufstrichen gibt’s zur Vorspeise. Einen deftigen Fleischteller mit Semmelknödel und warmen Kaiserschmarrn zur Haupt- und Nachspeise:
Vor allem in Wien und der näheren Umgebung sind die Heurigen oft Gastwirtschaften, die sich zu wahren Touristenmagneten entwickelt haben. Wer kennt nicht die Heurigen von Grinzing, in denen neben den Jungweinen und dem guten Essen oft noch typische Wiener Lieder das Geschehen begleiten. Uns gefallen allerdings die urigen Heurigen besser, in denen noch hausgemachtes Essen auf den Tisch kommt wie die deftigen Brotaufstriche zum hausgemachten Brot als Vorspeise und üppige Fleischteller mit Semmelknödel und gemischtem Salat als Hauptgericht. Zur Nachspeise gibt’s oft regionale Spezialitäten wie Kaiserschmarrn oder Marillenknödel – je nach Jahreszeit.

Deftiger Wurst- und Fleischteller im Heurigen
Heuriger oder Buschenschank – was ist besser?
Ehrlich beantworten können wir das nur mit einem Wort: keiner! Die Hausmannskost, die in beiden serviert wird – egal, ob es sich um die kalten Platten der Buschenschanken oder die deftige Küche der Heurigen handelt – ist immer gut. Dasselbe gilt für die Weine. Wer den Kontakt zum Produzenten der Speisen und Weine sucht, der ist natürlich besser im Buschenschank aufgehoben. Dort kann man einen Besuch gut mit einer kleinen Weinprobe verbinden und sich anschließend ein paar Flaschen des hauseigenen Weins mit nach Hause nehmen. Im Heurigen dagegen probiert man die Jungweine des Jahres in der Gaststätte. Uns ist bisher noch kein Heuriger begegnet, in dem man Wein mitnehmen konnte.
Gut zu wissen: auf diesen beiden Seiten werden die Top-Heurigen Österreichs und die Buschenschanken, die gerade geöffnet sind, gelistet. Die Antwort auf die Frage, Heuriger oder Buschenschank, hängt also auch von den Öffnungzeiten ab.
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Quelle: eigene Recherchen vor Ort.
Text: © Copyright Monika Fuchs, TravelWorldOnline
Fotos: © Copyright Monika Fuchs, TravelWorldOnline
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